Motorradtour nach Schottland/Pitlochry

Donnerstagmorgen 07:00 Uhr,
Vattatach und der Wecker des Handys meldet sich!

Die Nacht war recht angenehm, ich habe kaum ein schaukeln vernommen. Nur einmal musste ich aufstehen, da meine Decke sich verselbständigt hat und vom Etagenbett (ich schlief oben) heruntergerutscht ist. Ich als erster unter die Dusche und mich anschließend angezogen. "Heute zieh ich aber zusätzlich meine Funktionsunterwäsche drunter", schießt es mir durch den Kopf. Gesagt, getan. Unter Jeans und Sweatshirt ziehe ich die Funktionsunterwäsche. Dann gehen wir zum Frühstücksbuffet, das ebenfalls im 7Seas aufgebaut ist. Am Eingang wieder Irritationen, „Wir haben doch die Überfahrt MIT Frühstück gebucht!" Wir zunächst zum Passagierservice, quasi die Rezeption des Schiffes. Hier wurde uns mitgeteilt, dass nur die Überfahrt gebucht sei. Also Kai angerufen, da er die Buchungen vorgenommen hat. "Er sagt er kümmert sich". Ein Anruf im Reisebüro oder sonst wo und er kam zu uns mit den Worten, „Bei
der ganzen Umbucherei der Teilnehmer ist wohl das Frühstück herausgefallen. Wir müssen das Frühstück erst einmal auslegen und bekommen es nach der Reise wieder". Naja, kann passieren, es gibt schlimmeres! Also die 13,90 EUR auf den Tisch und rein zum Buffet. Auch dieses ist recht reichhaltig und international. Neben dem typischen Aufschnitt und Käse gab es Bohnen, gebackene Tomate, Rührei und was man sonst für ein typisches englisches Frühstück benötigt wird. Auch kleine Kuchenteilchen und reichlich Obst, sowie Säfte standen zur Auswahl.
Nach dem Frühstück sind wir an Deck gegangen und sahen einen strahlend blauen Himmel mit Sonnenschein! Unser Herz lacht! Dann steuern wir New Castle an, wo wir gegen 09:00 Uhr anlegen sollen. Ich also rein in die Kajüte, die Kombi wieder übergezogen, Tankrucksack und Beutel mit Schmutzwäsche geschnappt und runter auf Deck 4 zum Motorrad. Die ersten hatten Ihr Motorrad schon wieder entzurrt. Ich also auch meine Sachen verstaut und die Verzurrgurte vom Motorrad gelöst.
Puh, was bin ich am Schwitzen! Hier unten ist aber auch eine Luft zum zerschneiden. Dann kommt das, was kommen musste. Einer schmeißt sein Motorrad an! Einhellig aus vielen Kehlen, in allen unter Deck verfügbaren Sprachen, kam spontan: „Mach die Karre aus!“. Dann kam die Durchsage, in welcher Reihenfolge die Decks „gelöscht“ werden. Mir schießt es durch den Kopf, "denk dran LINKS zu fahren"! Nach einiger Zeit wurde es dann vorne hell und der Tross setzte sich langsam in Gang. In Fünferreihen mussten wir uns zur Einreise aufstellen. Wir standen in der prallen Sonne und ich hatte das Gefühl, dass ich mich auflöse. „Warum hast Du nur Deine Funktions-unterwäsche angezogen“, schoss es mir durch den Kopf! Jeder einzelne Ausweis wurde gescannt. Nach einer geschlagenen dreiviertel Stunde war ich dann auch endlich durch die Zollabfertigung durch. Auf dem hinteren Parkplatz wurde sich wieder gesammelt und durchgezählt. Nach und nach kamen auch die letzten durch den Zoll, so dass wir die Fahrt fortsetzen konnten. Verabredet wurde, dass
bei der ersten Tankstelle angehalten wird. Und wieder musste ich daran denken, „ LINKS fahren und links in den Kreisverkehr!“ Noch in New Castle ist der Tross bedingt durch Verkehr und Ampelschaltung auseinandergerissen worden. Naja, für diesen Fall haben wir als Treffpunkt die Abfahrt Cordbridge von der E18 auf die Landstraße 68 Richtung Jedburg ausgemacht gehabt. Wir sind einfach den uns vorausfahrenden folgend zu einer Tankstelle abgebogen haben zunächst unsere Kräder getankt. „1,14 der Liter Super! Man, ist der Sprit hier billig“, denke ich noch so! Dann die Erleuchtung, das sind ja Pfund! Umgerechnet ist das also 1,34 Euro. Also doch nicht so günstig, naja aber immer noch 10 Cent günstiger als zu Hause. Der Linksverkehr ist gar nicht so schwierig wie ich es zunächst befürchtet hatte, weil ja alle Links fahren (wäre auch fatal, wenn nicht! ). Von der Tankstelle wieder runter, machte sich unsere kleine Gruppe weiter auf den Weg Richtung Treffpunkt. Wir folgten den Vorausfahrenden mit Navi. Unterwegs dachte ich mir noch, „müssen wir
nicht Richtung Hexham?" Naja, wer weiß wo lang uns das Navi führt. Es hat uns zwar nicht falsch aber anders aus New Castle herausgeführt wie geplant. Wir sind die Landstraße 696 gefahren, dadurch haben wir zwar die Besichtigung des „Hadrianswall“ verpasst, aber dafür durften wir eine kurvenreiche Straße durch eine Landschaftlich schönes Gegend genießen. Ein kurzer Stopp und die andere Gruppe angerufen. Wer ist in unserer, wer ist in der anderen Gruppe. Es fehlen drei! Weitere Telefonate folgen. Zwei sind ganz anders gefahren, einer ist mit Spritmangel stehen geblieben und hatte keine Pfund bei sich! Das Servicefahrzeug also zurück zu dem gestrandeten, die anderen auf Ihren Routen weiter. Als nächsten Treffpunkt ist die Englisch-Schottische Grenze ausgemacht. Nicht zu übersehen, wegen dem großen Findling an der Grenze. Wir folgen weiter den vorausfahrenden auf der „696“ die später auf die „68“ übergeht. Da sehe ich mit einem mal den Stein mit großen „Scotland“-Lettern drauf und alles fährt weiter. Ich fahre noch voraus zur Spitze um zu signalisieren dass hier der Treffpunkt sei.
Bei der nächsten Möglichkeit wurde angehalten und beratschlagt. Zurück zum ausgemachten Treffpunkt oder weiterfahren? Es wurde entschieden, weiterzufahren nach Jedburgh. Nun gut, also weiter. Nach 477 Km haben wir „Jedburgh“ erreicht und haben uns in einem Pub erst einmal ´ne Tasse Kaffee gegönnt! Wie wir wieder aufbrechen und zu den Motorrädern zurückkehren sehen wir, dass die zweite große Gruppe zu uns aufgeschlossen hat. Gemeinsam sind wir weiter Richtung Edinburgh gefahren. Durch die flotte Fahrt und Überholmanöver der vorausfahrenden ist der Konvoi immer weiter in die Länge gezogen worden, so dass bei einem der vielen Doppelkreisverkehre nicht mehr gesehen werden konnte wo die vorausfahrenden rausgefahren sind. Zunächst waren wir sechs zurück gebliebene, irgendwie blieben dann nur noch Eckard, Nissy und ich über. Wir also auf eigene Faust weiter nach Edinburgh rein. Immer der Ausschilderung „Interest tourists attractions“ folgend, sind wir zunächst auf dem Waterloo Place gelandet. Nun gut, also dort mit meinem Schulenglisch
ein Pärchen angesprochen, „sorry,can you help me?“ Als Antwort bekam ich „No sorry, we are from Germany!" "Na gut", erwiderte ich, "dann auf Deutsch weiter".Das Pärchen hatte zwar kleinen Städteführer dabei, auf dem aber nicht wirklich ersichtlich war, wie wir zur Burg gelangen. Also die nächste Passantin angesprochen, diese erklärte mir, dass die Zufahrt zur Burg gesperrt und ausschließlich für Taxen und Busse erlaubt sei. Wir sollten an der zweiten Straße links abbiegen, auf der folgenden Brücke hätten wir einen sehr schönen Blick auf die Burg. Wir also die Motorräder wieder angeschmissen und an der zweiten Straße links abgebogen. Auf der Brücke hatten wir wirklich einen sehr schönen Blick auf die Burg, aber keine Möglichkeit anzuhalten und die Motorräder abzustellen. Wir also im Verkehrsfluss mitgeschwommen und nach Gefühl rechts Richtung Burg abgebogen. Irgendwie sind wir dann tatsächlich noch auf dem Burgvorplatz gelandet, wurden aber gleich angesprochen, dass hier Parken verboten sei. Wir also wieder runter von der Burg, nochmals rechts abgebogen und sind
zu den anderen gestoßen, die an der linken Seite die Motorräder abgestellt haben. Mit leerem Magen und dickem Hals haben wir uns dazu gestellt. In diesem Augenblick traf auch Klaus wieder zur Gruppe. Gemeinsam ging es dann zu Fuß einige Stufen rauf zurück zum Burgvorplatz und rein in die Gemäuer. Dort wollte man uns mit 15 Pfund zur Kasse bitten um in die Burg einzutreten. Darauf haben wir verzichtet und sind zurück zu den Motorrädern. Eckard, der bei den Motorrädern geblieben ist, meinte wir müssen fahren, da die Polizei schon zweimal hier gewesen sei und ihn aufgefordert hat die Motorräder zu beseitigen, da diese im Parkverbot stünden. Er habe schon einige angerufen, aber irgendwie kommen die nicht zurück! Daraufhin haben wir vier uns alleine auf den Weg Richtung Hotel gemacht. Aber nicht ohne einige Straßen von Edinburgh noch mitzunehmen. Eine tolle Stadt mit alten Häusern! Sehr Sehenswert! Alleine für Edinburgh sollte man sich 1-2 Tage einplanen, wenn man nach Schottland fährt!
An der ersten Tankstelle haben wir halt gemacht, getankt und erst mal etwas
getrunken. Selten hatte ich solch einen Durst gehabt. Wir haben dann nochabgemacht, dass wir an einem Restaurant oder Pub halt machen um etwas zu essen. An der gut ausgebauten Ausfallstraße sah ich in der Ferne dann das große gelbe “M“. So etwas entgeht natürlich keinem geschulten Auge eines Vaters . Ich also vorrausgefahren und an der Ausfahrt raus zum Gasthof „zur goldenen Möwe“. Bei der Einfahrt zum Parkplatz passierte es dann, WIR SIND AUF DER RECHTEN FAHRSPUR AUFGEFAHREN! Wie wir so bei unserem MC Menü sitzen, gesellte sich ein Schottischer Biker zu uns und fragte „wo wir herkommen, wie lange wir blieben, wo wir hinmöchten usw. Wir haben ihn von unserem Vorhaben berichtet. Er meinte, wir sollten hinter Perth aufpassen, da dort die Verkehrsüberwachungen (Blitzer) scharf seien und er wünschte uns eine gute Weiterfahrt sowie viel Spaß in den Highlands. Frisch gestärkt machten wir uns dann auch wieder auf den Weg zunächst Richtung Perth und dann weiter Richtung Pitlochry, wo sich unser gebuchtes Hotel befand. Auf den letzten
10 Km fing es dann zu nieseln an. Am Hotel AthollPalace nach 680 gefahrenen Km angekommen, sahen wir, dass die ersten schon da waren. Wir also eingecheckt und zur Begrüßung einen Whisky bekommen. Das nenne ich mal eine "standesgemäße Begrüßung!". Nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, bin ich noch einmal raus und musste feststellen, dass es stärker zu regnen angefangen hat. „Gerade rechtzeitig angekommen“, schoss es mir durch den Kopf. Einer erfrischenden Dusche folgte der Anruf zu Hause, den Kindern „gute Nacht“ zu sagen. In der Lounge haben wir uns anschließend ein Bier gegönnt, denn das haben wir uns redlich verdient! Nach einem leckeren Abendessen und einem abschließenden Kaffee in der Lounge haben wir den Tag in der Hotelbar ausklingen lassen. Dort haben wir dann hören müssen, dass einige in Edinburgh ein Ticket wegen Parken im Parkverbot bekommen haben. 30 Pfund, wenn sie innerhalb 14 Tagen zahlen, ansonsten 60 Pfund! Ganz schön happig! Es war noch ein geselliger Abend wo wir das eine oder andere der Anfahrt noch Revue passieren lassen und festgelegt haben dass, wenn es am nächsten Tag regnet, wir erst einmal die Whiskydistillerie besuchen werden.